Herr Koos, immer mehr Gestalter besinnen sich auf historische Werte. Wie ist das zu erklären ?
In einer zunehmenden Industrialisierung bedeuten Großserien und global produzierte Massengüter auch schnelles kopieren und kostenoptimiertes Produzieren was zu Lasten von Qualitäten geht. Dabei geht der Bezug zum Produkt besonders im digitalen Onlineshop auch schnell verloren. Wir sehnen uns daher nach einem Bezug zwischen Manufaktur und Objekten, fühlen uns wieder hingezogen zu demjenigen der sie entwickelt.
Wie äußert sich das konkret ?
Wenn ich ein Produkt kaufe, das aus Holz, Metall oder Stein gemacht ist, und weiß, das es aus einer kleinen regionalen Manufaktur, dann habe ich das Gefühl, dass auf ehrliche Art intensiv an diesen Dingen gearbeitet wurde. Ich kaufe mir damit also dann auch eine Stück Handwerksgeschichte,welche je nach Region unterschiedliche Kodes hat und ein Stück Aufrichtigkeit darstellt.
Wie wirkt sich das auf die Interior Gestaltung aus ?
Es geht darum ein Objekt so zu entwickeln, das es eklektisch das Wesen des Nutzers erweitert und widerspiegelt . Der Kunde, der sich so seine Wohnung einrichtet muß das Gefühl haben: Diese Dinge bereichern seine Welt als freundliche Partner, die Lebensfreude hervorrufen. Das Leben ist heute ein Patchwork geworden. Deshalb versuche ich immer, eine Collage herzustellen. Es gibt für mich keine konsistenten, sterilen Wohnwelten mehr.
Was bringt die Zukunft ?
Design durchdringt immer mehr Alltagsbereiche. In meiner Jungend gab es noch Produkte, die einfach Archetypen waren. Objekte die einfach nur einen Zweck erfüllen mußten, wie eine Wasserflasche oder eine Zitronenpresse. Heute ist nichts mehr nicht designed. Dieser allgemeine Drang, alles gestalten zu wollen, bedeutet dass der Qualitätsanspruch eigentlich steigen müßte, damit es in Zukunft nicht nur kryptische, aber ästhetisch ziemlich sinnleere Gestaltung gibt.
Wie kann das gelingen?
Design muß authentischer werden. “ Storytelling“ ist wichtig. Das heißt: es muß eine Geschichte sein, die das Objekt mit dem Nutzer verbindet. Früher war die Form in seiner Klarheit für mich entscheidend. Heute komme ich auch immer mehr dahin, das mich Materialien und Oberflächentexturen, Farbe und Stoffe interessieren. Das ist ja auch das Interface, das ein Mensch berührt. Hier wird Qualität und Verarbeitung im wahrsten Sinne spürbar.
Ein Reflex auf die digitalisierte Welt ?
Ob auf dem Smartphone oder Tablet, die Menschen wischen heute ja nur noch über Glasplatten. Das kann nicht das Ende der Evolution sein ! Ich glaube das der Mensch ihm angemessene Interfaces braucht und nicht nur solche sterilen Flächen. In den nächsten Jahren wird da noch einiges passieren.
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Mr. Koos, more and more designers are revising historical values. How can this be explained ?
In an increasing industrialization, large series and globally produced bulk goods also mean fast copying and cost-optimized production, which is at the expense of qualities. The reference to the product, especially in the digital online shop, is also quickly lost. We therefore long for a relationship between manufactory and objects, feel ourselves drawn again to the one who develops them.
How does this express itself?
When I buy a product made of wood, metal or stone and know it comes from a small regional manufactory or the Bavarian Forest, I feel that honesty was intensively worked on these things. So I buy a piece of craftsmanship, which has different codes depending on the region and represents a piece of sincerity.
How does this influence the interior design?
It is about developing an object that is eclectically expanding and reflecting the essence of the user. The customer, who has thus established his home, must have the feeling that these things enrich his world as friendly partners, which bring joy to life. Life has become a patchwork today. That’s why I always try to make a collage. For me, there are no more consistent, sterile living worlds.
What does the future bring?
Design permeates more and more everyday areas. In my youth there were still products that were simply archetypes. Objects which simply had to fulfill one purpose, like a water bottle or a lemon press. Today, nothing is designed. This general urge to shape everything means that the quality requirement should actually increase so that in the future there will be not only cryptic, but aesthetically more sensible design.
How can this succeed?
Design must become more authentic. „Storytelling“ is important. That is, it must be a story that connects the object to the user. In the past, the shape was crucial to me. Today, I also get more and more interested in materials and surface textures, colors and fabrics. This is also the interface that touches a person. Here, quality and processing are in the truest sense.
A reflex on the digital world?
Whether on the smartphone or tablet, the people wipe today only over glass plates. This can not be the end of evolution! I believe that man needs in the appropriate interfaces and not only such sterile surfaces. There will be a lot going on in the coming years.